Sagwand Winterbegehung
Das Handy klingelt, David ist an der Leitung und präsentiert mir einen Vorschlag den man als Bergsteiger nicht abschlagen kann.
Die Verhältnisse in Valsertal sind gut und es gibt dort noch eine Wand die keine Winterbegehung hat. Es handelt sich um ein Sagwand die ein auffallende Linie mitten durch die Wand besitzt. Der Schiefe Riss eine selten begangene Route die durch einen Felssturz noch mehr Respekt geniest. David und Hansjörg sind schon vor 5 Tagen eingestiegen mussten aber abbrechen da das Wetter nicht mitspielte. Am 17. 3 sind wir dann zu dritt eingestiegen um der über 1000 Klettermeter langen Tour die erste Winterbegehung abzuringen.
Da David und Hansjörg den unteren Teil schon kennen sind sie am ersten Tag alles vorgestiegen. Wir erreichten nach 12 Seillängen den Biwakplatz ein kleines Schneefeld das sich als letzte Möglichkeit in der Wand zu schlafen anbietet. Wir graben uns ein kleines Podest und machen uns für ein kaltes Biwak bereit. In der Nacht mussten wir auf die -22° Celsius am Morgen beim Auto auf denken. Uns war bewusst das wir keine Chance hatten etwas zu schlafen daher setzten wir uns nebeneinander hin und warteten die Nacht ab. Da der Wind etwas zunahm wurde der Spindrift immer stärker und wir wurden auf unserem bescheidenen Sitzbiwak bis zum Kopf in Triebschnee einbetoniert. Da es nicht besser wurde mussten wir immer wieder das Biwak ausputzen um das kleine Flachstück nicht zu verlieren.
Am nächsten Tag stehen wir um 5 Uhr auf und bereiten uns auf die anstehende Kletterei vor. Das ist jetzt unbekanntes Gelände da sie beim letzten Begehungsversuch eine Seillänge nach dem Biwak abseilten. Das bedeutet dass ich meinen Beitrag zur Winterbegehung beisteuere.
Ich klettere die erste Seillänge hoch und kann gerade noch die Finger für einen Standplatzbau motivieren. Danach kommt er alte Bekannte „Mr. Frost“. Die Hände und Zehen machen sich immer wieder bemerkbar und erinnern mich das es -20° Celsius hat. Ich klettere weiter, einerseits das mir nicht noch kälter wird andererseits das wir am Gipfel etwas Sonne zum auftauen bekommen. Nach 7 Seillängen stehen wir am Gipfel und müssen leider feststellen das der Fön schon einsetzt und wir zum abseilen nicht viel Zeit haben. Wir seilen so schnell als möglich über die Wand ab und kommen mit einsetzten des Spindrift am Wandfuß an.
Nach einer langen Abfahrt zum Auto sehen wir das alle Gipfel in der Fönwolke verschwunden sind. Wir setzen uns zufrieden ins Auto und wissen das unser Plan funktionierte und wir das kurze Wetterfenster optimal nutzten.